Mane-en-Provence (Frankreich), 27. Oktober 2008 - Wie heißt es so schön: die Mischung machts. Doch was früher nur für Mutters Kuchenrezept galt, ist heute in fast allen Lebensbereichen zu finden. Überall wird wild gemixt, sei es in der Musik oder bei bekannten Starköchen. Nun zeigt Infiniti die neuesten Kreationen aus der hauseigenen Markenküche.
Marktstart in Europa
Infini-wer? Zugegebenermaßen hält sich der Bekanntheitsgrad der neuen Nobelmarke hierzulande noch in engen Grenzen. Daher zunächst ein Blick in die Vergangenheit. Im Jahr 1989 begann der Verkauf von Infiniti-Fahrzeugen in den USA. Hinter dem Markennamen, der sich vom englischen Wort für Unendlichkeit ableitet, verbirgt sich die Nobelmarke von Nissan. Vereinfacht ausgedrückt ist also Infiniti das, was Lexus für Toyota ist. Seit Ende der 1990er-Jahre beträgt der Jahresabsatz des Nissan-Ablegers rund 150.000 Fahrzeuge. Jetzt gehen die noblen Modelle auch in Europa an den Start, deutsche Kunden werden ab dem zweiten Halbjahr 2009 beglückt. Insgesamt sind 13 Kundenzentren in Ballungsräumen geplant, für weiter entfernt lebende Kunden gibt es einen Hol- und Bringservice im Umkreis von 250 Kilometer.
Drei Modellreihen
Zur Auswahl stehen zunächst drei Modellreihen: Den G37 gibt es sowohl als Limousine als auch als Coupé. Größenmäßig entspricht letzteres ungefähr dem BMW 3er-Coupé, während das große SUV namens FX auf BMW X5 und Porsche Cayenne abzielt. Für eine genauere Betrachtung haben wir uns den kompakteren Geländegänger EX ausgesucht. Mit einer Länge von 4,64 Meter tritt er gegen Konkurrenten wie Audi Q5 und Volvo XC60 (jeweils 4,63 Meter), BMW X3 (4,57 Meter) und den Mercedes GLK (4,52 Meter) an.
Wahre Crossover-Optik
Marketingstrategen im Automobilbereich sprechen oft und gerne von einem "Crossover-Modell". Der Infiniti EX37 gehört zu den wenigen Fahrzeugen, für die der Begriff tatsächlich zutrifft. Optisch wirkt er, als würden Tokio Hotel und Rammstein im Duett eine Oper von Mozart covern. Die recht flache Frontpartie geht in markante Sicken über, die sich von der Motorhaube in die Flanken des Autos erstrecken. Die Karosserielinie des Fünftürers fällt nach hinten ab, wodurch sich insgesamt eine fließende, coupéhafte Linie ergibt. Dadurch hebt sich der EX37 deutlich von seinen kantigen (Mercedes GLK) oder unauffälligen (Audi Q5) Mitbewerbern ab. Eines ist jedenfalls absolut sicher: Die Form des Infiniti EX37 lässt keinen kalt, entweder man mag sie oder schüttelt sich vor Entsetzen.
Zwischen Leder und Plastik
Höchste Zeit, im noblen Japaner Platz zu nehmen. Die in der Topversion GT mit Leder bezogenen Sitze sind gut ausgeformt und angenehm straff. Das Armaturenbrett ist gefällig designt, die Verarbeitung gibt keinen Grund zur Klage. Aufgepeppt wird das Ganze durch Chromrähmchen an den Lüftungsdüsen, Klavierlack in der Mittelkonsole sowie Aluminium- beziehungsweise Ahornholzapplikationen an den Türen. Allerdings fühlt sich das Echtholz an wie aus dem Plastikwald, was Perfektionisten stören dürfte. Wir finden jedoch, dass die Einlagen des Infiniti völlig ausreichen, denn wer befühlt schon mehrmals am Tag die Türapplikationen?
Wer schön sein will, muss leiden
Beim Platzangebot macht sich die schnittige Karosserieform negativ bemerkbar. Zwar sitzen vorne auch lange Menschen bequem, doch auf den hinteren Sitzen mangelt es schnell an Beinfreiheit. Zudem ist die rückwärtige Übersicht stark eingeschränkt. Linderung verschaffen Parksensoren. Gegen Aufpreis gibt es den so genannten "Around View Monitor". Er bietet neben einer Rückfahrkamera auch seitliche Kameras. Auf dem Zentralbildschirm wird dem Fahrer dann zusätzlich zur Rückansicht das Fahrzeug aus der Vogelperspektive gezeigt, eine angenehme Assistenzfunktion. Recht klein und flach fällt der Kofferraum aus. Schon mit einem Reisekoffer ist er gut gefüllt. Typisch amerikanisch sind die automatisch umklapp- und aufstellbaren Rücklehnen.
320 Pferdestärken unter der Haube
Aufgrund der Tatsache, dass die Marke Infiniti auf dem US-Markt besonders stark ist, stellen sich zunächst einige Vorbehalte ein. Wird man es mit einem versoffenen, überdimensionierten und schlappen Motor zu tun haben? Schwankt das Fahrzeug durch die Kurven? Der Hersteller betont, dass europäische und japanische Ingenieure gemeinsam die Modellpalette auf hiesige Verhältnisse abgestimmt haben. Geändert wurden unter anderem Fahrwerk und Lenkung sowie die serienmäßige Siebenstufen-Automatik. Leistungsmäßig liegt der EX37 an der Spitze seines Segments: Wie die Zahl 37 bereits verrät, stecken unter der Haube 3,7 Liter Hubraum aus sechs Zylindern. Mit 320 PS liegt er runde 50 Pferdestärken vor Mitbewerbern wie dem Mercedes GLK 350. Positiv zu vermerken ist die Tatsache, dass das Infiniti-Aggregat die Euro-5-Norm erfüllt. Ein V6-Diesel folgt zum Marktstart im zweiten Halbjahr 2009.
Kraft aus hohen Drehzahlen
Angenehm laufruhig setzt sich der EX37 nach Druck auf den Startknopf in Bewegung. Bei geruhsamem Dahingleiten bleibt der Motor leise, drückt man allerdings das Gaspedal tiefer, dringt eine sportliche Note ans Ohr. Will man aber die angegebenen 6,4 Sekunden auf Tempo 100 erreichen, nimmt sich die Automatik zurück und lässt das Aggregat drehen. In der Folge steigt der Geräuschpegel fühlbar an. Die Papierwerte bestätigen unseren Eindruck von der "Drehorgel": Das maximale Drehmoment von 360 Newtonmeter liegt bei 5.200 Umdrehungen, die maximale Leistung von 320 PS sogar erst bei 7.000 Touren. Die Folge: Unter einem Durchschnittsverbrauch von elf bis zwölf Liter ist beim EX37 nichts zu machen. Eine sportliche Gangart hat also ihren Preis, weshalb wir uns lieber nach dem Motto "Reisen statt Rasen" richten.
Gutes Fahrwerk
Sofern man nicht den Motor bis zum Letzten ausquetscht, verhält sich die Automatik unauffällig. Die sieben Stufen wechseln kaum wahrnehmbar die Gänge, allerdings könnte das Hochschalten gerne ein wenig früher erfolgen. Wie bereits erwähnt wurden das Fahrwerk und die Lenkung völlig neu abgestimmt. In der Tat begeistert das hervorragende Fahrverhalten. Der EX37 lässt sich auch mit höheren Geschwindigkeiten präzise um die Kurven lenken, ohne dass die Karosserie schwankt oder schaukelt. Auch das Fahrwerk wurde sehr gut abgestimmt und bietet eine Mischung aus Straffheit und Komfort. Lediglich das Abrollverhalten könnte aus unserer Sicht noch etwas besser sein. Die Gesamtmischung des EX37 wird aber insgesamt noch mit einer Prise sportlichem Pfeffer gewürzt.
Viel Leistung zum relativ geringen Preis
Ihnen gefällt das Infiniti-Menü aus SUV, Limousine und Sportwagen? Dann lassen sie uns einen Blick auf die Speisekarte mit den Preisen werfen. Wie anfangs bereits erwähnt, öffnet das Infiniti-Restaurant erst im zweiten Halbjahr 2009 seine Pforten. Finanziell soll sich der EX37 bei ungefähr 46.000 Euro bewegen. Sicherlich viel Geld, doch sind neben sechs Airbags, der Siebenstufen-Automatik auch eine Vielzahl elektrischer Helferlein mit an Bord. Zu den Extras zählen Xenonlicht, der "Around View Monitor" und der empfehlenswerte Tempomat mit automatischem Abstandsregler. Wo liegen die Preise der konkurrierenden Lokale? Audi möchte für den Q5 2.0 TFSI Quattro mit 211 PS und S-tronic 42.350 Euro haben, BMW für den X3 xDrive 30i mit Automatik und 272 PS 47.060 Euro. Mercedes ruft für den GLK 350 mit 7G-Tronic 46.053 Euro auf, wer es lieber schwedisch mag, ist mit 43.500 Euro für den Volvo XC60 T6 Kinetic AWD Geartronic dabei.
Gesamtwertung
Wer sollte sich einen Infiniti EX37 kaufen? Wie bei kaum einem anderen Auto ist hier die Individualität entscheidend. Zunächst einmal muss einem die Form gefallen. Infrage kommen daher alle, die ein coupéhaftes SUV suchen, denen aber ein BMW X6 zu groß und zu teuer ist. Ein anderer Kundenkreis könnten jene Käufer sein, die Prestige abseits der etablierten Marken suchen. Die Anlagen des EX37 sind nämlich durchaus vielversprechend. Allerdings erfordert die Entscheidung für einen Infiniti neben Geduld auch einen Blick über festgefahrene Gewohnheiten hinaus. Eines steht jedenfalls fest: Wer einen Infiniti fährt, bekommt ein Höchstmaß an Individualität, sei es bei der Betreuung als auch beim Fahrzeug selbst.
Modell |
Infiniti EX37 |
Motor
|
Bauart |
Benziner |
Zylinder / Ventile |
6 / 4 |
Antrieb |
Allradantrieb permanent |
Getriebe |
Automatik |
Gänge |
7 |
Hubraum |
3.696 cm³ |
Leistung |
235 kW bei 7.000 U/min |
max. Drehmoment |
360 Nm bei 5.200 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
320 |
Bremsen hinten |
308 |
Lenkung |
geschwindigkeitsabhängige Servolenkung |
Radaufhängung vorn |
Einzelradaufhängung |
Radaufhängung hinten |
Einzelradaufhängung |
Räder vorn |
225/55 R18 |
Räder hinten |
225/55 R18 |
Spurweite vorn |
1.540 mm |
Spurweite hinten |
1.545 mm |
Wendekreis |
11,8 m |
Maße
|
Länge |
4.640 mm |
Breite |
2.040 mm |
Höhe |
1.800 mm |
Radstand |
2.800 mm |
Leergewicht |
1.876 kg |
Kofferraumvolumen |
340 l |
Tank |
80 l |
Kraftstoffart |
Super |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
240 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
6,4 s |
Verbrauch gesamt |
11,2 l/100 km |
CO2-Emission |
267 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 4 |
Stand: Oktober 2008
Modell |
Infiniti EX37 |
Grundpreis |
ca. 46.000 € |
Ausstattung
|
ABS |
Serie |
Beifahrerairbag |
Serie |
Fahrerairbag |
Serie |
ASR |
Serie |
Automatikgetriebe |
Serie |
Navigationssystem |
Option |
CD-Radio |
Serie (inklusive CD-Wechsler) |
elektr. Fensterheber hinten |
Serie |
elektr. Fensterheber vorn |
Serie |
elektr. Schiebedach |
Option |
elektr. verst. Außenspiegel |
Serie (beheiz- und anklappbar) |
ESP |
Serie |
Klimaautomatik |
Serie |
Kopfairbag hinten |
Serie |
Kopfairbag vorne |
Serie |
Kurvenlicht |
Option |
Lederausstattung |
Serie (ab GT) |
Leichtmetallfelgen |
Serie (18-Zoll) |
Metalliclackierung |
Option |
Nebelscheinwerfer |
Serie |
Seitenairbag vorne |
Serie |
Sitzhöheneinstellung |
Serie (ab GT mit Memory-Funktion) |
Tempomat |
Serie |
Xenonlicht |
Option |
Zentralverriegelung |
Serie |
Tempomat mit Abstandsregelung |
Option |
Stand: Oktober 2008