Ljubljana (Slowenien), 12. Juni 2009 - Wir stehen am Abgrund: Direkt vor uns führt die Offroad-Strecke im gefühlten 45-Grad-Winkel den Hang hinunter. Dann sagt der Instrukteur auch noch, dass wir den Leerlauf einlegen, den Fuß von der Kupplung nehmen sowie einzig und allein Gas- und Bremspedal bedienen sollen. Uns ist nicht wirklich wohl dabei und wir sind uns auch nicht sicher, ob wir das radebrechende Englisch des Tschechen richtig verstanden haben. Doch dann tun wir's einfach. Und unser Skoda Yeti bewältigt die steile, schlammige Abfahrt ganz problemlos.
Stark und hilfsbereit
"Der Yeti ist stark, gewappnet für die Fortbewegung unter schwierigen Bedingungen und hilft seinen Passagieren dort weiter, wo andere kapitulieren müssen." So erklärt Skoda den Namen für sein neues Kompakt-SUV, das auf das Fabelwesen im weißen Pelz Bezug nimmt, von dem bisher nur einige wenige glaubten, das es wirklich existiert. Jetzt gibt es also den "lebendigen" Yeti und er ist sogar offroad-tauglich. Dies gilt zumindest für die Varianten mit Allradantrieb und dem optionalen Offroad-Assistenten. Dieser schaltet unter anderem ABS und ASR in einen speziellen Geländemodus. Zudem reagieren Gas- und Bremspedal sensibler. Ein automatisches Sperrdifferenzial, eine Anfahrtshilfe mit Drehzahlreduzierung und ein Bergabfahrtsassistent erleichtern auch dem ungeübten Piloten die Fahrt durch unwegsames Gelände.
20 Zentimeter kürzer als der Tiguan
Der Yeti ist die fünfte Baureihe der Volkswagen-Tochter Skoda und nistet sich in einer bisher noch unbesetzten Nische des Konzerns ein. Mit 4,22 Meter ist der Yeti 20 Zentimeter kürzer als ein VW Tiguan und damit ein tatsächlich kompaktes SUV. Sowohl von den Abmessungen als auch vom Aussehen lässt der Yeti eine gewisse Verwandtschaft zum Hochdachkombi Skoda Roomster erkennen. Wie uns Chefdesigner Jozef Kaban mit flinker Hand auf dem Papier demonstrierte, kam es ihm bei der Gestaltung des Yeti auf sehr einfache Linien ohne große Schnörkel an. Dennoch wirkt das erste Lifestyle-Fahrzeug der Marke nicht langweilig.
Sichtbarer Offroad-Anspruch
Von vorne blickt der Yeti freundlich drein, die runden Zusatz-Scheinwerfer sollen an Leuchten erinnern, wie sie bei Rallye-Autos zum Einsatz kommen. Die A- Säule wurde bewusst schlank gehalten, C- und D-Säule sind hinter schwarz lackierten Glasflächen verborgen und damit unauffällig gehalten. Das steile Heck sorgt für eine optimale Ausnutzung des Innenraums. Den Offroad-Anspruch unterstreichen 18 Zentimeter Bodenfreiheit, große Radhäuser, Unterbodenschutzleisten an Front und Heck sowie eine Dachreling. Edel und elegant geht es im Innenraum zu - jedenfalls in unserem Testwagen mit Lederausstattung, Holzdekorleisten und einem aluverzierten Schaltknauf. Der Drehzahlmesser und der Tacho stecken in schicken Röhren. Anmutung und Verarbeitung sind bestens. Das aufpreispflichtige Navigationssystem mit Touchscreen ist aus den aktuellen VW-Modellen bekannt. Dort lassen sich auch abseits des digitalisierten Straßennetzes zurückgelegte Fahrtrouten, also beispielsweise Offroad-Strecken, dokumentieren und speichern.
Variabel dank flexiblem Sitzkonzept
Das Platzangebot des Yeti erscheint nur unwesentlich kleiner als im Tiguan. Die hohe Sitzposition des Fahrers sorgt für gute Übersicht und vermittelt Sicherheit. Auch im Fond geht es bequem und komfortabel zu. Aus dem Roomster übernommen wurde das flexible Rücksitzsystem, welches eine Variabilität ermöglicht, wie sie vor allem aus Vans bekannt ist. Die drei hinteren Einzelsitze lassen sich einzeln umklappen oder herausnehmen. Die äußeren Sessel sind längs und - bei ausgebautem Mittelplatz - quer verschiebbar. So wird das Kompakt-SUV vom Fünf- zum Viersitzer mit mehr Bewegungsfreiheit im Fond.
Qualitäten als Kleintransporter
Das praktische Sitzkonzept kommt auch dem Gepäckraum zugute. Dieser fasst im Normalzustand 405 Liter und kann je nach Position der Rücksitze und der hinteren Lehnen auf 510 Liter anwachsen. Ist das Gestühl umgeklappt, passen 1.580 Liter, und wenn sie ausgebaut sind, beachtliche 1.760 Liter in den Yeti. So besitzt er fast schon Qualitäten als Kleintransporter. Ablagefächer im Armaturenbrett, in den Türen, der Mittelkonsole und auf Wunsch unter dem Beifahrersitz bieten zudem ordentlich Stauraum für Kleinkram.
Ausschließlich Turbomotoren
Zum Marktstart kommt der Yeti zunächst in vier Motorisierungen, allesamt mit Turboaufladung. Basistriebwerk ist der 1.2 TSI mit 105 PS. Als weiterer Benziner ist ein 160 PS starker 1,8-Liter-Direkteinspritzer erhältlich. Der Zweiliter-Turbodiesel steht mit wahlweise 110 oder 140 PS bereit. Etwas später folgt ein 2.0 TDI, der 170 PS leistet. 2010 werden laut Skoda-Vorstandschef Reinhard Jung noch der 1.4 TSI mit 122 PS sowie eine GreenLine-Spritsparvariante das Angebot ergänzen. Alle Modelle für den deutschen Markt kommen übrigens serienmäßig mit ESP. Wir sind den 1.8 TSI gefahren - ein agiles und spritziges Aggregat, das mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe kombiniert wird. Der Vierzylinder stellt maximal 250 Newtonmeter Drehmoment bereit, welches bereits ab 1.500 Umdrehungen voll zur Verfügung steht. Das Triebwerk überzeugt zudem durch Laufruhe und einen angenehmen Klang. Acht Liter Benzin auf 100 Kilometer und ein CO2-Ausstoß von 189 Gramm je Kilometer (jeweils laut Herstellerangabe) sind für ein Fahrzeug dieser Klasse allerdings nicht gerade wenig. Wir benötigten auf unserer Testfahrt sogar knapp unter zehn Liter.
Mischung aus Komfort und Dynamik
Das Fahrwerk ist weitgehend identisch mit dem des Octavia. Im ersten Moment sind wir überrascht, weil die Abstimmung weicher ist, als wir sie für ein SUV erwartet hatten. Allerdings zeigt sich, dass der Yeti hier eine gelungene Mischung bietet: Auf asphaltierten Straßen ist er komfortabel genug, um auch als Familienauto Verwendung zu finden. Wankbewegungen in Kurven halten sich in Grenzen. Schotterpisten oder Feldwege hingegen meistert er mit der nötigen Härte, und das nicht nur im Schleichgang. Vor allem abseits der Straße sorgt der Allradantrieb für gutes Vorankommen: Denn bei guten Traktionsbedingungen - etwa auf trockener Fahrbahn - werden 96 Prozent des Motormoments auf die Vorderräder übertragen. Die elektronische Steuerung der Haldex-Kupplung kann aber je nach Fahrsituation auch bis zu 90 Prozent der Leistung an die Hinterachse weiterleiten. Ein automatisches Sperrdifferenzial verhindert zudem, dass ein Hinterrad bei geringer Traktion durchdreht.
Einstieg unter 18.000 Euro
Bisher steht lediglich der Einstiegspreis für den Yeti fest - er beträgt 17.990 Euro. Dafür bekommt man 105 PS im 1.2 TSI, allerdings ist dieser nur mit Frontantrieb erhältlich. Die kleinste Motorisierung ist vorerst das einziges Modell, für welches das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe DSG verfügbar ist. Der günstigste Yeti mit Vierradantrieb wird der 2.0 TDI mit 110 PS, für den bereits 22.690 Euro fällig werden. Auch für diese Variante bleibt ein Radio aufpreispflichtig, lediglich eine entsprechende Vorbereitung mit vier Lautsprechern wird mitgeliefert. Ab Ende Juli 2009 wird der Yeti in Deutschland dann für alle wahrhaftig und sichtbar: Zu diesem noch nicht exakt festgelegten Termin rollt das neue SUV zu den Händlern.
Gesamtwertung
Mit dem Yeti bringt Skoda ein Kompakt-SUV, das zu überzeugen weiß. Egal ob auf Asphalt, Schotter oder im Offroad-Parcours - der Tscheche macht Spaß. Ein solides Design, gute Verarbeitung und ein großzügiges Platzangebot sind weitere Pluspunkte. Lediglich der Umweltaspekt scheint uns - zumindest beim 1.8 TSI - etwas vernachlässigt worden zu sein. Der Einstiegspreis von unter 18.000 Euro ist als durchaus günstig zu bezeichnen, wobei der Käufer hier aber auf den Allradantrieb verzichten muss.
Modell |
Skoda Yeti 4x4 1.8 TSI |
Motor
|
Bauart |
Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung |
Zylinder / Ventile |
4 / 4 |
Antrieb |
Allradantrieb |
Getriebe |
Schaltgetriebe |
Gänge |
6 |
Hubraum |
1.798 cm³ |
Leistung |
118 kW bei 4.500 bis 6.200 U/min |
max. Drehmoment |
250 Nm bei 1.500 bis 4.500 U/min |
Fahrwerk
|
Bremsen vorn |
innenbelüftete Scheiben |
Bremsen hinten |
Scheiben |
Lenkung |
Zahnstangen- Lenkung mit elektomechanischer Servolenkung |
Radaufhängung vorn |
McPherson- Federbeinachse mit Dreiecksquerlenkern und Torsionsstabilisator |
Radaufhängung hinten |
Mehrlenkerachse mit Längslenker, drei Querlenkern und Torsionsstabilisator |
Räder vorn |
215/60 R 16, 7J x 16 |
Räder hinten |
215/60 R 16, 7J x 16 |
Spurweite vorn |
1.541 mm |
Spurweite hinten |
1.537 mm |
Wendekreis |
10,3 m |
Maße
|
Länge |
4.223 mm |
Breite |
1.793 mm |
Höhe |
1.691 mm |
Radstand |
2.578 mm |
Leergewicht |
1.520 kg |
max. Zuladung |
545 kg |
Anhängelast (gebremst) |
1.600 kg |
Dachlast |
100 kg |
Kofferraumvolumen |
405 l |
Tank |
60 l |
Kraftstoffart |
Super |
Messwerte
|
Höchstgeschwindigkeit |
200 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) |
8,4 s |
Verbrauch gesamt |
8,0 l/100 km |
CO2-Emission |
189 g/km |
Schadstoffklasse |
Euro 5 |
Stand: Juni 2009