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So wird der Mercedes A 45 AMG

Und: 45 Jahre AMG - Wachstum voraus

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Affalterbach, 25. Juni 2012 - Wir schreiben das Jahr 1967: Der Staatsbesuch des Schahs von Persien, die Tode von Benno Ohnesorg und Che Guevara und der Sechstage-Krieg bewegen die Welt. Außerdem wird das erste Herz transplantiert und die Funkuhr sowie der Geldautomat treten ihre Dienste an. Die Beatles bringen ihr legendäres Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band” raus, die Rockband Genesis wird gegründet und Elvis Presley heiratet in Las Vegas Priscilla Beaulieu. Und in der Nähe von Stuttgart passiert was Ingenieurmäßiges: Die beiden ehemaligen Mitarbeiter der Mercedes-Entwicklungsabteilung Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher gründen in einer alten Mühle in Burgstall die Performance-Schmiede AMG. 

Rote Sau rennt
AMG, die Buchstabenkombination steht für Aufrecht, Melcher und Aufrechts Geburtsort Großaspach, erlangte 1971 schlagartig Aufmerksamkeit: Der 300 SEL 6.8 AMG wurde Zweiter im Gesamtklassement bei den 24 Stunden von Spa. Den rot lackierten Rennwagen hatte niemand auf seiner Favoritenliste - das erfolgreiche Auto wurde unter seinem Spitznamen "rote Sau" Kult. 1986 setzte AMG einen weiteren Meilenstein auf die Straße: den 5.6 AMG. Die US-Presse war von dem aerodynamisch gut gemachten 360-PS-Boliden so begeistert, dass sie ihn "The Hammer" taufte - schließlich schaffte der schwäbische Renner 303 km/h und war damit mehr als doppelt so schnell wie auf dem Freeway erlaubt. 

Hammer-Coupé mit Perser-Teppich
Juni 2012: Wir schnappen uns ein 300 CE 5.6 Hammer Coupé. Die aufwendige Anzeige des Reise-Computers sieht betörend aus und die Verstellknöpfe für die Rücklehnen wirken wie klobige Ostblock-Technik. Im Kofferraum liegen noch die Fußmatten - echte kleine Perserteppiche. Understatement rules: Eine sportliche Umgebung sieht nicht so überharmlos aus. Aber der Motor treibt den Wagen mit behaglichem Druck nach vorn. Das komfortable Fahrwerk war sicher für lange Reisen gut und die Lenkung sowie die Gasannahme wären nach heutigen Maßstäben zu weich. In Sachen Performance hat sich inzwischen extrem viel getan, wie wir es noch hinsichtlich des neuen A 45 AMG erfahren werden. 

AMG ist Daimler
23 Jahre lang war AMG eigenständig - im Wiedervereinigungsjahr 1990 kam dann der Kooperationsvertrag mit Daimler zustande. 1993 erfreute das erste Produkt dieses Zusammengehens die Herzen aller Performancesüchtigen: Der C 36 AMG war geboren. 1999 kaufte Daimler dann die Mehrheit an den Affalterbachern und seit 2005 ist AMG vollständig in den Daimler-Mutterkonzern integriert. Die Angebotspalette umfasst inzwischen 22 Modelle mit einer Leistungsspanne von 422 PS im SLK 55 AMG bis 630 PS in den verschiedenen V-12-Modellen. Den V8-Motor des SLK 55 AMG bezeichnet der Hersteller als den effizientesten V8 weltweit. Das erste komplett von AMG entwickelte Fahrzeug kam 2009 in Form des aufregenden Flügeltürers SLS. Auf dem Pariser Autosalon, 29. September bis 14. Oktober 2012, wird der Supersportler unter dem Namen E-Cell als reines Elektrofahrzeug vorgestellt. Das man bei AMG auch mit weniger Pferdestärken leben kann, zeigt der A 45 AMG.


 

Mehr Modelle, mehr Pakete
Bis zum 50. Geburtstag im Jahr 2017 will AMG ordentlich Gas geben: 30.000 anstelle der momentan 20.000 jährlich weltweit abgesetzten Fahrzeuge sollen es dann sein. Und die Modellvielfalt wird bis dahin auf 30 steigen. Dazu zählen unter anderem sowohl der ab Oktober 2012 verfügbare CLS 63 AMG Shooting Brake als auch weitere AMG-Versionen der kompakten neuen A-Klasse - auch hier ist eine Shooting-Brake-Variante angekündigt. Aber AMG verdient auch gutes Geld mit Ausstattungspaketen: Ein Viertel aller Mercedes-Pkw wird mit einem AMG-Sportpaket geordert. Zudem steckt viel AMG-Know-how in Wagen wie dem Mercedes A 250 Sport - hier bekommt der Kunde eine Art "AMG light". Der neue A 45 AMG soll aber ein bahnbrechender waschechter AMG-Sportler werden. 

Soll der Beste werden: A 45 AMG
Auf dem Genfer Autosalon im März 2013 wird er der Öffentlichkeit vorgestellt: Der A 45 AMG. Die 45 ist dabei nur ein Hinweis darauf, dass hier das kleinste AMG-Aggregat verbaut wird. Der neue Kompaktsportler ist schnittig gestylt: Sein großer Zentralstern an der Front wird AMG-typisch von der Twin-Blade genannten Doppelspeiche gehalten. Große Lufteinlässe vorne sind ein erster Hinweis auf das Potenzial des Kleinen. Seitlich fallen die leicht verbreiterten Radhäuser auf, in denen sich 19-Zoll-Räder drehen. Für Verzögerung sorgen innenbelüftete Scheibenbremsen rundum. Aus dem Heck des A 45 AMG schaut an jeder Seite ein trapezförmiges Endrohr. 

Hübsch eingerichtet
Die Kabine des A 45 AMG will so gar nicht zu dem passen, was wir bisher von der A-Klasse gewöhnt sind: Ein unten abgeflachtes Dreispeichen-Lenkrad wartet auf den Fahrer, schicke Turbinen-Lüftungsdüsen schauen aus dem Armaturenbrett und die zweifarbigen Sportsitze mit markantem Seitenhalt und Löchern für optionale Sechspunktgurte versprühen aus jeder Pore Athletik. Die Außenplätze im Fond sind gut ausgeformt, in der Mitte gibt es einen Notsitz. Die Gänge wählt der Fahrer, nicht wie bei der neuen A-Klasse üblich über einen Lenkstock-Hebel, sondern über einen Wahlhebel im Schubregler-Look in der Mittelkonsole. Knöpfe zum Verstellen des Fahrwerks gibt es nicht. Aber immerhin wird dem A 45 AMG ein Race Start Button spendiert - der Wagen verfügt also über eine Launch Control. Den Kabinenzutritt gewährt der kleine Sportler über niedliche AMG-Einstiegsleisten. 

Effizientestes Triebwerk der Welt?
Seine Kraft bezieht der A 45 AMG von einem vollkommen neu entwickelten 2,0-Liter-Vierzylinder-Motor, der von einem Twinscroll-Turbolader unter Druck gesetzt wird. Der Lader stammt vom Zulieferer BorgWarner und soll bisher ungeahnte Turbodrücke erzeugen. Auch der Zünddruck, den der Motor aushält, ist laut Hersteller sensationell. Das maximale Drehmoment des Vierzylinders wird von AMG mit "über 400 Newtonmeter" angegeben. In Sachen Leistung will man alles in der Kompaktklasse bisher dagewesene schlagen - also müssten mehr als 340 PS her, denn mit diesen Daten sind das BMW 1er M Coupé und der Audi RS 3 Sportback unterwegs. Laut AMG-Entwicklern hatte der Audi RS 3 gegen den A 45 AMG bei Testfahrten auf dem Mercedes-Testgelände in Papenburg keine Chance.


 

Teurer als Sechszylinder
In einer frühen Entwicklungsphase des A 45 AMG gab es Überlegungen, einen Sechszylinder-Motor in den kleinen Motorraum der A-Klasse zu integrieren. Aber davon ist man schnell abgerückt, da nicht genügend Platz für eine ordentliche Frischluft-Versorgung sowie eine Abgas-Entsorgung gewesen wäre. Die Lösung mit dem neuen, quer eingebauten Vierzylinder ist gemäß Hersteller die deutlich teurere - laut AMG brachte das die Controller zum Weinen. Geschaltet wird im A 45 AMG über ein für das hohe Drehmoment und sportlichen Einsatz ausgelegtes Siebengang-Doppelkupplungs-Getriebe (DCT). Im Vergleich zur Serie wurden bei der Schaltung unter anderem diverse Bauteile verstärkt, zudem wurde eine zusätzliche Kupplungslamelle eingebaut. 

Allradantrieb
Auf den Asphalt gelangen die voraussichtlich enormen Kräfte des A 45 AMG über einen variablen Allrad-Antrieb. Dieser arbeitet mit einer Grund-Kraftverteilung von 60 zu 40 zwischen vorne und hinten. Laut AMG können maximal 80 Prozent der Kraft nach hinten wandern. Ist das dreistufig einstellbare ESP deaktiviert, wird automatisch mehr Kraft nach hinten geschoben. AMG beteuert: Untersteuern wird der Wagen nicht. In Zukunft wird sich AMG weitere Allrad-Modelle zur Brust nehmen - schließlich lässt sich mit vier angetriebenen Rädern die Kraft deutlich einfacher auf die Straße leiten. Allerdings: Der neue Kompaktwagen-Vierradantrieb bleibt kein Privileg des A 45 AMG, auch normale A-Klasse-Modellgeschwister bekommen ihn. 

Ein echter kleiner AMG
Auch beim kleinsten AMG-Aggregat will die Performance-Truppe nicht auf das Prinzip "One Man, One Engine" verzichten. Die Motoren werden im thüringischen Kölleda per Hand zusammengesetzt und dann mit einer Plakette mit der Unterschrift des Mechanikers versehen. Was den Sound der Vierzylinders angeht, spricht man bei AMG von einem aggressiven Vierzylinder-Geräusch, das Nachahmen eines V8-Triebwerks wollte man glücklicherweise vermeiden. Zusätzliches Geld könnte eine Clubsport-Variante des A 45 AMG in die Konzernkassen spülen. Der Wagen bekommt unter anderem einen Überrollkäfig und bei AMG träumt man von einer eigenen A-45-AMG-Rennserie. Schließlich wird der kompakte AMG nicht die Stückzahlen einer G-Klasse erreichen: Dort gehen über 40 Prozent der Modelle als AMG weg. Eins versichert AMG-Chef Ola Källenius (43) jedenfalls mit verschmitztem Blick: Der A 45 AMG wird der bisher günstigste Sportwagen im AMG-Portfolio. Ausgeliefert wird ab Mitte 2013.


 

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