Mit Kodo zum neuen Mazda 6
Leverkusen, 23. Oktober 2012 - Mazda stellte soeben die neuen Modelle Mazda 6 und Mazda 6 Kombi vor. Beide Fahrzeuge fallen durch ein eigenständiges, modernes Design auf, das auch von deutschen Premiumherstellern kommen könnte. Zugleich hat der japanische Autohersteller damit den Bogen von der Konzeptstudie Shinari aus dem Herbst 2010 über die Studie Takeri aus dem Jahr 2011 zur Serie geschlagen. Wir sprachen mit Akira Tamatani, dem Chef-Designer des neuen Mazda 6, über seine Arbeit.
?: Wie sind Sie beim Design der beiden neuen Modelle Mazda 6 und Mazda 6 Kombi vorgegangen?
Akira Tamatani: Zunächst einmal richtet sich alles nach den Regeln des "Kodo"-Designs von Mazda. Demnach soll sich die natürliche Bewegung von Menschen oder Tieren in den Fahrzeugen widerspiegeln. Das haben wir erstmals 2010 in dem Concept Car Shinari gezeigt. Und in Jahr 2011 haben wir die Studie Takeri vorgestellt. Mit dem Takeri wurde das Design der größeren Studie auf das kleinere C- und D-Segment heruntergebrochen. Es stellte sich als Schwierigkeit heraus, das gleiche Design-Thema in den unterschiedlich großen Studien umzusetzen. Von der Front zum Heck gibt es eine durchgehende geschwungene Linie, beim Takeri konnte das so nicht umgesetzt werden.
?: Ist es schwieriger, ein kleines Auto schön zu zeichnen, als ein Großes?
Tamatani: Ja, natürlich!
?: Dann müssten Sie eine noch größere Limousine machen!
Tamatani: Der Mazda 6 ist ja schon wesentlich größer als sein Vorgänger. Und er setzt die Ideen, die wir erstmals mit dem Takeri gezeigt haben, unter den Bedingungen der Serienproduktion um.
?: Bei den Studien waren die Linien wesentlich schärfer gezeichnet. Warum ist das nicht auch in der Serie so?
Tamatani: Zum einen kann aus Gründen der Produktion in der Serie nicht alles so gemacht werden, wie man das bei Studien machen kann, die ja Einzelstücke sind. Zum anderen wollten wir dem Wagen in Abhängigkeit vom Lichteinfall ein unterschiedliches Aussehen geben. Würden wir eine scharfe Linie ins Blech pressen, würde das Auto unter verschiedenen Lichtbedingungen immer gleich aussehen. Ist die Oberfläche aber gekrümmt, so ergeben sich die unterschiedlichsten optischen Eindrücke. Das ist uns sehr wichtig.
?: Heutzutage kommt es mehr denn je darauf an, dass die Autos wenig Sprit verbrauchen. Wie wirkt sich dieses Ziel auf den Designprozess aus?
Tamatani: Natürlich hat das Styling Auswirkungen auf das Design. Aber wir suchen nicht nur die windschlüpfrigste Karosserie, wir wollen auch ein schönes Auto. In den USA ist der Toyota Camry ein wichtiger Konkurrent des Mazda 6. Der hat ein ziemlich eckiges Heck. Wir wählten bei der Gestaltung des Mazda 6 eine künstlerischere, geradezu artistische Herangehensweise, ohne den geringen Verbrauch außer acht zu lassen. Natürlich helfen uns auch unsere sparsamen SkyActiv-Antriebe bei der Erreichung der Verbrauchsziele.
?: Wie beeinflussen die aktuellen Crashtests in den USA und Europa die Arbeit eines Designers?
Tamatani: Die europäischen Vorschriften sind für das Design strikter. Wenn wir eine flache Front designen wollen, ist das wegen der Vorschriften für den Fußgängerschutz schwierig. Der untere Bereich des vorderen Kotflügels muss speziell gestaltet werden. Auch die Motorhaube muss auf einen aufprallenden Fußgänger reagieren können. Für den US-Markt ist das leichter. Dort gibt es vergleichsweise weniger Fußgänger und daher sind die entsprechenden Vorschriften nicht so strikt.
?: Wie haben die verschiedenen Designteams von Mazda in Japan, den USA und Europa beim Mazda 6 zusammengearbeitet?
Tamatani: Wie beauftragten die Teams in den verschiedenen Ländern damit, jeweils eine eigene Studie zu entwerfen. Die Ergebnisse sind in einem Wettbewerb gegeneinander angetreten. Das Design der Mazda 6 Limousine stammt schlussendlich aus Japan. Der Kombi hingegegen stammt von unserem Designteam in Frankfurt. Der letzte Feinschliff erfolgte dann in unserem Studio in Hiroshima.
?: Was sind die nächsten Projekte, die wir erwarten können?
Tamatani: Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Nur so viel: In der Weiterführung des Kodo-Designs der Studien Shinari und Takeri werden wir bei künftigen Serienfahrzeugen einen noch artistischeren Anspruch umsetzen.
?: Was können Sie uns über die Zusammenarbeit zwischen Mazda und Alfa Romeo bezüglich der nächsten Versionen von Mazda MX-5 und Alfa Romeo Spider sagen?
Tamatani: Das wird zurzeit untersucht. Bisher gibt es nur eine Absichtserklärung, ein endgültiger Vertrag soll bis Ende 2012 zustande kommen. Für die Designteams ist das Stadium der Gespräche noch zu früh.
?: Was sagen Sie zu der Skizze des nächsten Mazda MX-5 unseres Zeichners?
Tamatani: Die ist nicht schlecht, aber auch nicht perfekt.
?: Herr Tamatani, danke für das Gespräch.