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Studie: Europa wird ab 2024 vom Export- zum Importmarkt für Autos

Immer stärkere Verlagerung der BEV-Produktion westlicher Marken nach China

InsideEVs.de: Elektroautos, Plug-in-Hybride: News, Tests
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Aiways, MG, BYD, Ora, Nio, bald auch Zeekr und Xpeng: Immer mehr chinesische Elektroauto-Marken drängen in Europa auf den Markt. Doch nicht nur wegen diesen chinesischen Marken werden immer mehr Stromer in China produziert. Auch immer mehr westliche Hersteller verlagern ihre E-Auto-Produktion nach China. Das wird dazu führen, dass Europa schon in zwei Jahren zum Auto-Importmarkt wird, so eine neue Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC).

Noch einmal ein Jahr später, also 2025, könnten in Europa knapp 800.000 Autos aus chinesischer Produktion verkauft werden, davon mehr als 330.000 von Marken europäischer Hersteller. Noch im vergangenen Jahr hatten europäische Hersteller lediglich 35.000 Elektroautos (BEVs) aus China nach Europa exportiert. Für 2022 prognostiziert die Studie mit 66.000 BEVs bereits eine Verdopplung.

Als Beispiele für die Verlagerung der E-Auto-Produktion nach China fällt uns uns ein, dass die kommende Generation des Elektro-Mini nicht mehr in England, sondern in China gebaut wird, und dass Smart die Produktion seiner E-Autos beginnend mit dem Smart #1 ebenfalls ins Reich der Mitte verschiebt. Außerdem liegt Teslas größtes Werk in Shanghai, und auch die Modelle Dacia Spring Electric sowie Polestar 2 werden in China für die Welt gebaut. 

"Ein Importüberschuss Europas im Autoabsatz wird bereits für 2024 erwartet" (PwC)

Diese Entwicklung soll dazu führen, dass der Import-Überschuss in Europa 2025 bereits mehr als 221.000 Fahrzeugen (Verbrenner und Elektroautos) erreichen könnte, so der Report. Noch vor wenigen Jahren verzeichnete Europa einen Exportüberschuss mit Autos - 2015 lag dieser bei knapp 1,7 Millionen Fahrzeugen.

Exportüberschuss von EU27-Ländern plus Großbritannien201520192022 (Prognose)2025 (Prognose)1.699.813 Autos152.647 Autos76.045 Autos- 221.888

Die europäischen Hersteller kämpften mit Lieferschwierigkeiten und setzen vor allem auf teure Modelle, während die chinesischen Marken "günstige BEV-Modelle, innovative Technologie und neuartige Konzepte" nach Europa bringen, sagt Felix Kuhnert von PwC Deutschland. Das Ergebnis sei, "dass es kein europäisches Modell in die Top 5 der meistverkauften E-Autos weltweit schafft." Um das zu ändern, "müssen die europäischen OEMs deswegen jetzt dagegenhalten und ihre Lieferketten unter Kontrolle bekommen sowie ihre Entwicklungs- und Anlaufprozesse im In- und Ausland beschleunigen", so der Experte.

Kein europäisches Modell unter den Top 5 der meistverkauften E-Autos weltweit

Dass die deutschen Autobauer ihre Marktanteile in China zuletzt von 3,8 auf 4,1 Prozent ausbauen konnten, bleibt da eine Marginalie. Denn im heimischen Automobilmarkt nimmt die Konkurrenz durch chinesische Hersteller zu. Derzeit spielen sie in Europa nur eine Nebenrolle, doch bis 2030 könnten sie etwa fünf Prozent des europäischen BEV-Markts ausmachen, so die Studie.

Momentan gerate der Automobilstandort Europa gleich von mehreren Seiten unter Druck, erklärt Jörn Neuhausen von der PwC-Analyseabteilung Strategy&. Zu den gestörten Lieferketten und den gestiegenen Energiepreisen kommen Bemühungen zur Deglobalisierung: Manche Staaten machten "wieder aktiv Industriepolitik" zur Förderung der heimischen Autoproduktion und zur Lokalisierung der Lieferketten. Das sehe man etwa in den USA mit ihrem Inflation Reduction Act. Umso entscheidender sei es, "eigene und autarke europäische Wertschöpfungsketten auszubauen; falls möglich, teils sogar bis zu den Rohstoffen."

Was die Elektromobilität insgesamt angeht, so muss man sich nach der Studie aber keine Sorge machen: Sie nimmt weltweit zu. Im dritten Quartal 2022 wurden weltweit 75 Prozent mehr rein elektrische Fahrzeuge (BEVs) zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal 2022 hatte das Wachstum noch bei 62 Prozent gelegen.

Zugleich steigt der Marktanteil der Elektroautos in fast allen Kernmärkten. Schon 2035 könnten BEVs weltweit mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen ausmachen, glaubt PwC. In China könnte ihr Anteil dann bei 73 Prozent, in Europa sogar bei 93 Prozent liegen. Letzteres ist kein Wunder, denn kürzlich hat die EU beschlossen, dass ab 2035 keine Autos mit Verbrenner mehr zugelassen werden.

Der Electric Vehicle Sales Review von Autofacts PwC und Strategy& von PricewaterhouseCoopers (PwC) wertet die Neuzulassungszahlen in weltweit 14 Märkten aus. Den gesamten Report kann man nach Registrierung bei PwC herunterladen.

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